Wie ich mich selbst und andere am besten motiviere

23.07.2020

Egal ob im Beruf, während der Schulzeit, dem Studium oder bei der Ausübung eines Hobbies – das erste und wohl wichtigste Element, das man dafür braucht, ist die Motivation. Es hat sich aber herausgestellt, dass genau dieser Punkt die größte Hürde ist und viele aufgrund dessen scheitern. Die Motivation vieler wird aktuell mehr denn je auf die Probe gestellt. Durch die Corona-Krisensituation mussten nämlich viele Studenten/innen sowie Arbeitnehmer/innen ins Home-Office übergehen und der Unterricht von Schülern findet größtenteils von zu Hause aus statt. Dadurch, dass man plötzlich nicht mehr an seinem gewohnten Arbeitsplatz, sondern die ganze Zeit zu Hause ist, kann es schnell passieren, dass Arbeits- und Privatleben miteinander verschmelzen, was die Motivation durchaus gefährden kann. Zum Glück ist es möglich, Motivation zu erlernen und zu steigern. Wir werden Ihnen zunächst die Definition und Funktionsweise von Motivation näherbringen. Daraufhin geben wir Ihnen die besten Tipps, um sich selbst, aber auch andere, wie zum Beispiel Ihre Mitarbeiter, zu motivieren.

Die intrinsische und extrinsische Motivation

Die intrinsische Motivation beschäftigt sich, wie es der Name schon verrät, mit Ihnen selbst, mit Ihrem Inneren. Sie äußerst sich wesentlich stärker als die extrinsische Motivation. Sie wird insbesondere von eigenen Zielen, Wünschen und Leidenschaften angetrieben. Sie ist mit besseren Leistungen und höherer Zufriedenheit verbunden.

Die extrinsische Motivation hingegen hängt von externen Faktoren ab und will in der Regel ein gewünschtes Verhalten fördern. Sie äußert sich meist durch materielle bzw. finanzielle Wünsche, wie Geld oder Güter. Sie kann aber auch durch immaterielle Begierden, wie gesellschaftlicher Status, Macht oder Ruhm, geweckt werden.

Es können dabei beide zugleich aktiv sein, was dementsprechend Ihre Motivation besonders stärken kann. Allerdings kann die extrinsische Motivation die intrinsische irgendwann vollständig ersetzen. Das Problem mit der extrinsischen Motivation ist jedoch, dass sie sich im weiteren Verlauf komplett in Luft auflöst, sobald die äußeren Anreize schwinden, sich also die (im-)materiellen bzw. finanzielle Wünsche erfüllt haben. Der Schlüssel zu anhaltender und wahren Motivation liegt daher vor allem in Ihnen selbst, in Ihrer Fähigkeit zur Selbstmotivation.

Die 2 Richtungen der Motivation

Die Weg-von-Motivation bewegt sich von unerwünschten Zuständen, zum Beispiel einem schlechten Arbeitsplatz oder bestimmten Menschen, weg.

Die Hin-zu-Motivation verfolgt dagegen meist einen Plan oder eine Strategie zu einem gesetzten Ziel hin. Für den langfristigen Erfolg und den Erhalt der Eigenmotivation ist es besonders wichtig zu wissen, wohin der Weg Sie führen soll.

Forschungsmodelle

Die Bedürfnispyramide (Abraham Maslow)

Das Modell von Maslow geht von einer Hierarchie der menschlichen Bedürfnisse bzw. Motivation aus.

Die Bedürfnispyramide erklärt, warum Menschen bereit sind, Zeit, Arbeit, Mühen und Energie zu investieren oder Einbußen hinzunehmen, um ihre Ziele zu erreichen. Sie geht davon aus, dass Menschen damit ihre wesentlichen (intrinsischen) Bedürfnisse befriedigen.

Die 2-Faktoren-Theorie (Frederick Herzberg)

Die Theorie von Herzberg trennt zum Beispiel Unzufriedenheit und Zufriedenheit strikt voneinander. Er ist dadurch zu dem Entschluss gekommen, dass ein Mensch nicht zwangsläufig motiviert werden muss, wenn er unmotiviert ist.

Die Selbstbestimmungstheorie SDT (Edward L. Deci & Richard M. Ryan)

Die zwei US-Psychologen Deci und Ryan sind bei ihrer Theorie auf das Ergebnis gekommen, dass jeder Mensch drei psychische Grundbedürfnisse besitzt:

  • Das Bedürfnis nach Kompetenz
  • Das Bedürfnis nach Autonomie / Selbstbestimmung
  • Das Bedürfnis nach sozialer Integration

Diese Bedürfnisse, insbesondere die nach Kompetenz, bauen die intrinsische Motivation auf. Dadurch fällt die extrinsische Motivation komplett weg, denn eine externe Belohnung ist im Angesicht der Theorie nicht mehr nötig.

Tipps zur Selbstmotivation

Ziele definieren

Es ist wichtig, dass Sie herausfinden, was Sie im Leben bzw. im Job wirklich erreichen möchten. Setzen Sie sich daher immer langfristige Ziele (Notendurchschnitt, Berufseinstieg, Weiterbildungsmöglichkeiten, Jobwechsel, Karriere). Diese werden Sie antreiben und Sie daran erinnern, warum und wofür Sie etwas angefangen haben.

Motivatoren erkennen

Reflektieren Sie darüber, was Sie wirklich antreibt.  Unterscheiden Sie dabei extrinsische Faktoren von intrinsischen. Überlegen Sie sich auch, was für alltägliche positive Affirmationen Ihre Motivation bestärkt. Das könnte zum Beispiel schon ein ausgewogenes Frühstück vor der Arbeit sein. Entscheidend ist, dass Sie sich selbst eine Umgebung schaffen, die Ihren Eifer positiv beflügelt.

Demotivatoren ausschalten

Umgekehrt gibt es auch regelmäßig Hindernisse und Rückschläge, die Sie enorm demotivieren können. Erkennen Sie also, was Sie daran hindert, Ihre gesetzten Ziele zu erreichen und versuchen Sie, diese Demotivatoren so gut wie möglich zu eliminieren oder zumindest von Ihnen fernzuhalten. Manchmal reicht es nämlich schon, sich weniger zu demotivieren als sich neue Motivatoren zu suchen.

Motivierende Vorbilder finden

Die Motivation kann insbesondere durch bestimmte Personen, nämlich Vorbilder, geweckt und gesteigert werden. Meistens handelt es sich um erfolgreiche Menschen, wie zum Beispiel Professoren, ehrgeizige Freunde, Führungskräfte, oder bekannte Persönlichkeiten. Der Austausch mit solchen und das Lesen ihrer Erfolgsgeschichten kann Sie stark inspirieren und veranschaulicht Ihnen, was im Leben alles möglich ist.

Zwischenstopps einlegen

Überprüfen Sie immer wieder mal Ihre Ziele bezüglich der Realisierbarkeit. Manche Menschen neigen an der Stelle oft zum Selbstbetrug und planen, ohne die Zeit zu beachten, oder unterschätzen den benötigten Aufwand einer Aufgabe. Diese Ziele sind häufig zum Scheitern verurteilt und werden schnell zu Demotivatoren.

Sich Grenzen setzen

Setzen Sie sich Grenzen und planen Sie genug Zeit und Kapazitäten für Ihr Vorhaben ein. Das beweist auch der britische Historiker und Publizist Cyril Northcote Parkinson. Laut seinem Parkinson’schen Gesetz dehnt sich Arbeit in genau dem Maß aus, wie viel Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht ­– und nicht etwa wie viel Zeit man tatsächlich dafür bräuchte. Zeitlimits dienen also dazu, dass Sie motiviert bleiben und sich nicht verkalkulieren.

Routinen starten

Mit Routinen können Sie einfach Motivationslöcher überbrücken. Sie verleihen Ihnen beispielsweise Sicherheit, um bestimmte Erfolge wiederholen zu können. Tägliche Routinen können Ihnen auch dabei helfen, Ihr Vorhaben überhaupt erst einmal zu starten, indem Sie ein bestimmtes „Ritual“ vorher ausführen. Das kann ein Workout vor der Arbeit sein, ein Kaffee bzw. ein Tee vor dem Lernen oder das Lesen bzw. Hören von Nachrichten am Morgen.

Belohnungen zulassen

Unangenehme Arbeit wird Ihnen deutlich leichter fallen, wenn Sie sich bereits für Zwischenerfolge belohnen. Suchen Sie sich dabei Belohnungen aus, die Sie genug anspornen und Ihre vorhandene (intrinsische) Motivation auf Dauer nicht verdrängen.

Sich neuen Input suchen

Verlassen Sie Ihr gewohntes Umfeld. Testen Sie ein neues Hobby, gehen Sie ins Ausland, machen Sie ein Praktikum. Auf diese Weise entstehen neue Fragen, die Ihre Neugier wecken. Dadurch kann Ihre Motivation neu angefacht werden. Außerdem steigert sich durch das Hinterfragen Ihre Kritik- und Problemlösefähigkeit.

Nicht aufgeben

Es macht keinen Sinn, immer wieder neue Projekte zu starten, diese aber nie abzuschließen. Das ist ein klarer Demotivator, da Sie auf diese Weise nie etwas erreichen.

Für einen guten Ausgleich sorgen

Vergessen Sie Ihre menschlichen Grundbedürfnisse nicht und achten Sie auf eine gesunde Work-Life-Balance. Es wird Ihnen und Ihren Vorgesetzten nichts bringen, wenn Sie mit Ach und Krach Ihre Arbeit überpünktlich erledigen, aber dafür ein Burnout erleiden. Achten Sie also auf eine ausgeglichene Ernährung, trinken Sie nicht zu viel Kaffee und Alkohol, rauchen Sie nicht so viel, bestenfalls überhaupt nicht, schlafen Sie mindestens zwischen 6 und 8 Stunden pro Tag, nehmen Sie sich genug Freizeit, etc.

Eigenes Anfeuern

Eine britische Studie der Universität Wolverhampton hat herausgefunden, dass Menschen, die sich selbst bestärken, mit ihrem Vorhaben besser zurechtkommen und ihre Ziele eher erreichen als andere. Diese Techniken der Selbstanfeuerung wurden dabei getestet:

  • Das Führen von Selbstgesprächen (am effektivsten): Anfeuern, sich Mut zusprechen, sich lautstark motivieren
  • Das Nutzen der Vorstellungskraft (geringer positiver Effekt): Sich bildhaft vorstellen, wie man während der Ausführung der Arbeit besser und effektiver sein könnte
  • Das Durchspielen von Wenn-Dann-Szenarios (kaum positiver Effekt): Vorplanen, wie man beim Eintreten einer Eventualität reagieren würde

Nutzen Sie diese Techniken, am besten die Selbstgespräche, um Ihre Motivation maximal zu steigern.

Psychometrische Tipps

  • Achten Sie auf Hintergrundfarben – Die Farbe Rot macht Sie unmittelbar aufmerksamer und wacher, wohingegen Blau Ihnen das Gefühl von Sicherheit vermittelt.
  • Kreieren Sie soziale Kontrolle, indem Sie Freunden von Ihren Zielen erzählen. Diese Gruppendynamik schärft Ihre Sinne und Konzentration.
  • Unternehmen Sie Spaziergänge oder eine Wanderschaft, um Ihren Geist zu durchlüften. Das macht klares Denken wieder möglich.
  • Sie sind produktiver und erhöhen Ihr Arbeitstempo mit Musikbegleitung.

Die Kunst, andere zu motivieren

Die wohl wichtigsten Motivatoren, insbesondere für Arbeitnehmer, können Sie der oben abgebildeten Bedürfnispyramide entnehmen. Aus dieser kann man herleiten, dass die Motivation erst ab der dritten Stufe langsam anfängt zu steigen.

  • Die erste und zweite Stufe:

Hier geht es nur darum, die Existenz von sich selbst bzw. der Familie zu sichern, egal wie schlecht die Bezahlung und die Bedingungen sind. Das motiviert einen wohl kaum, seine Arbeit effektiv und sauber auszuführen.

  • Die dritte Stufe:

Hier geht es um das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein, also um die Zugehörigkeit. Hier ist die Motivation jedoch begrenzt, da Personen, die sich in einem solchem Arbeitsverhältnis befinden, den Job schnell wechseln, wenn sie eine bessere Stelle gefunden haben.

  • Die vierte Stufe:

Daher ist es wichtig, dem Arbeitnehmer die Individualbedürfnisse zu sichern. Erst hier bekommt dieser die gewünschte Anerkennung für die verrichtete Arbeit. Der Arbeiter weiß dann, dass er wichtig ist und zum Gesamtergebnis beiträgt.

  • Die fünfte Stufe:

Hier hat man seine Wünsche and Anforderungen an einen Job vollkommen verwirklicht. Der Angestellte liebt es, seine Arbeit zu verrichten und hofft darauf, andere zu inspirieren.

Jetzt stellt sich die Frage, wie man es schafft, jemanden auf die oberen Ebenen der Bedürfnispyramide zu bringen. Dafür gibt es einige Möglichkeiten:

Der Unterschied zwischen Lob und Anerkennung

Lob ist eine Form spontaner Wertschätzung. Sie können beispielsweise Ihren Angestellten oder Freund durch ein gelegentliches Schulterklopfen für sein Engagement loben.

Bei der Anerkennung geht es mehr um die Haltung als eine spontane Wertschätzung. Anerkennung muss nicht konkret sein, sie soll das Gesamtbild beurteilen. Sie äußert sich zum Beispiel durch ein qualifiziertes Feedback und ist ausführlicher als ein spontanes Schulterklopfen.

Gemeinsame Visionen und Ziele

Sie können Personen außerdem durch die Entwicklung gemeinsamer Visionen und Ziele motivieren. Auf diese Weise wird ein „Wir-Gefühl“ geschaffen. Ein zusätzlicher Effekt, der dadurch entsteht, ist die Steigerung der Produktivität. Ein größeres Team schafft nämlich durch die unterschiedlichen Meinungen und Einstellungen mehr Ideen.

Gute Arbeitsatmosphäre

Als Arbeitgeber sollten Sie sich gut überlegen, wie viel Geld Sie in die Ausstattung der Büros Ihrer Mitarbeiter investieren wollen. Es lohnt sich auf alle Fälle, etwas spendabler zu sein, denn die Arbeitsatmosphäre beeinflusst Mitarbeiter sehr. Eine gute Atmosphäre erleichtert Angestellten das Arbeiten, verbessert das Arbeitsklima und sorgt im Endeffekt für mehr Erfolg.

Engagement fördern und zulassen

Unterstützen Sie Ihre Freunde bei Weiterbildungsmöglichkeiten und befürworten Sie diese. Das verleiht ihnen zusätzlich Hoffnung und spornt sie weiter an. Als Arbeitgeber sollten Sie versuchen, Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten und in jedem Fall solche auch zulassen. Das kommt der Motivation Ihrer Angestellten nicht nur zugute, sondern sicher auch Ihrem Unternehmenserfolg.

Artikel von: Marina Milovanovic (Karrierecoach München)