Funktionen der Arbeit – Warum gehen wir arbeiten?

Die Arbeit nimmt einen großen Teil unseres Lebens ein. Schon früh im Leben werden Kinder gefragt, was sie einmal „werden wollen“. Später investiert man viel Zeit in Schule, Ausbildung, Studium oder Weiterbildung. Doch welche Funktionen erfüllt die (Erwerbs-)Arbeit überhaupt? Warum steht sie für so viele Menschen so weit oben in der Prioritäten-Liste? Kurz – warum gehen wir arbeiten?

Die Sozialpsychologin Marie Jahoda widmete sich eben diesen Fragen und entwickelte das Modell der manifesten und latenten Funktionen der Erwerbsarbeit:

Manifeste Funktion:

Die wohl offensichtlichste (daher auch der Name manifeste) Funktion ist der Gelderwerb. Wir gehen natürlich arbeiten, um Geld zu verdienen, um die Miete bezahlen zu können, um uns Lebensmittel kaufen zu können. Doch dazu kommen noch viele weitere wichtige Aspekte, die weit darüber hinausgehen, die sogenannten latenten Funktionen.

Latente Funktionen:

Diese Funktionen sind den meisten Menschen nur bedingt bewusst (daher latent, als „versteckt“). Sie erfüllen grundlegende psychische Bedürfnisse und sind wichtig für die psychische Gesundheit.

  • Zeitstrukturierung: Arbeit strukturiert den Tag, die Woche, das Jahr und schließlich das ganze Leben in regelmäßige Perioden von Arbeit und Erholung.
  • Sozialkontakte: Am Arbeitsplatz lernt man Menschen kennen, die über die Familie und Freunde hinausgehen. Man erweitert seinen Horizont, erfährt, was andere denken und fühlen, erwirbt neue soziale Kompetenzen.
  • Teilhabe an kollektiven, sinnhaften Zielen: Der Mensch erfährt, dass Güter und Dienstleistungen nicht auf eine alleinige Tätigkeit, sondern auf eine Zusammenarbeit mehrerer Menschen zurückzuführen ist. Es entsteht ein Sinn für die Bedeutung des
    Kollektivs – jeder ein Teil eines „großen Ganzen“.
  • Sozialer Status und Identität: Durch Arbeit finden Menschen ihren Platz in der Gesellschaft, finden ihren persönlichen Status und entwickeln eine soziale Identität.
  • Regelmäßige Tätigkeit/Aktivität: Arbeit zwingt zu regelmäßiger Aktivität und Betätigung. Dies fordert den Realitätssinn heraus und bindet an die Realität.

Nach der Theorie führt Arbeitslosigkeit einerseits dazu, dass man kein Geld verdient – andererseits jedoch auch dazu, dass grundlegende Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Langfristig laufen Arbeitslose Gefahr, durch den „Entzug“ der latenten Funktionen eine signifikante Verschlechterung des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit zu erfahren. Marie Jahodas Antwort auf die Frage, warum Menschen „arbeiten gehen“, ist daher vielschichtig: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Wir brauchen mehr, nicht nur Spiele. Wir brauchen Arbeit unter menschenwürdigen Bedingungen, um vollends Mensch zu sein.“1

Wie Sie sicher wissen, hat Ihre Zufriedenheit in der Arbeit einen sehr großen Einfluss auf Ihr allgemeines Wohlbefinden bzw. Glücksgefühl. Daher ist es sehr wichtig, den passenden Job im richtigen Umfeld zu haben. Auch die Themen Sicherheit und Perspektive spielen eine sehr bedeutsame Rolle.

Wenn Sie gerade auf Arbeitssuche sind oder sich beruflich verändern möchten oder müssen, dann melden Sie sich gerne jederzeit über das Kontaktformular auf unserer Website oder über info@karrierecoach-muenchen.de bei uns. Unser Team aus erfahrenen Coaches kann Ihnen sicherlich bei der Suche nach einer geeigneten neuen Stelle wichtige Unterstützung leisten.

 

1 Marie Jahoda; 1984: Braucht der Mensch die Arbeit? In: Frank Niess (Hrsg.): Leben wir, um zu arbeiten? Die Arbeitswelt im Umbruch. Köln, S. 17.