Nachgefragt: Online-Netzwerken – wie geht das eigentlich?

NACHGEFRAGT: Online-Netzwerken – wie geht das eigentlich?

16.11.2020

Durch die Corona-Krise hat sich die Arbeitswelt und der Ablauf des Bewerbungsprozesses fast komplett in die digitale Welt verlagert. Auf (Job)Messen und Kongressen mal eben neue persönliche Kontakte knüpfen und ein bisschen „netzwerken“? – Fehlanzeige. Dennoch sollten wir uns bewusstmachen, wie wichtig ein nachhaltiges Netzwerk ist – nicht nur in Krisenzeiten. Viele Entscheidungen und Karrieren entstehen aufgrund von Empfehlungen. Die Netzwerk-Expertin Petra Polk sagt sogar, dass das eigene Netzwerk bis zu 50% über den erfolgreichen Karriereweg bestimmt.

Der Aufbau eines Netzwerks braucht definitiv Zeit

Ein Netzwerk will geknüpft und insbesondere gepflegt werden – bereits, BEVOR man es braucht. Und das braucht Zeit. Es braucht Zeit, sich kennenzulernen, Vertrauen aufzubauen, Beziehungen zu schaffen, diese zu pflegen, Empfehlungen auszusprechen und welche zu bekommen (btw, ladies: Fragt mehr nach Empfehlungen … Wir Frauen sind da immer noch sehr zurückhaltend, was das angeht). Von Person zu Person, von Persönlichkeit zu Persönlichkeit. Optimalerweise persönlich und virtuell, offline und online.

Die Kunst dabei ist ein gutes Gedächtnis. Überrasche die Menschen, indem Du Dir etwas über sie merkst, indem Du an wichtigen Tagen (z.B. Geburtstag, Jobwechsel) an sie denkst, indem Du sie wertschätzt – kurz gesagt: Indem Du sie wahrnimmst. Deine Kontakte möchten sich „gesehen fühlen“.

Doch wie soll das in Zeiten des Social Distancing funktionieren?

Für all diejenigen unter uns, denen das Ansprechen anderer Menschen schon immer schwer gefallen ist, kann das Online Netzwerken daher sogar Vorteile bieten.

Aber Du solltest einige wichtige Dinge beachten.

Hier meine persönliche Checkliste:

Wähle geeignete Kanäle und Plattformen aus: Fokussiere Dich auf 1 oder 2 Kanäle intensiv und nicht auf 5 oberflächlich. LinkedIn ist aktuell die Nummer 1, v.a. im internationalen Bereich – Du kannst dort Dein Profil auch in mehreren Sprachen anlegen. Xing ist vor allem im DACH-Bereich stark.

Präsentiere ein vollständiges und aktuelles Profil von Dir: Write for the job you want, not for the job you have.

Positioniere Dich als Expert*in: Stelle Deine Kompetenz und Deine vorhandene Expertise in Deinem Profil klar da. Tritt in Interessensgruppen ein und interagiere dort. Nimm an virtuellen Veranstaltungen teil.

Vernetze Dich wertungsfrei: Denke beim Netzwerk nicht (nur) an Karrierechancen oder daran, ob Du Dich mit jemandem vernetzt, weil er/sie Dir vermeintlich „nützt“ oder „wichtig“ ist. Denn: Du weißt nicht, über welche Kontakte Dein neue Kontakt wiederum verfügt und wer wen in Deinem Netzwerk unterstützen könnte. Bedenke immer: Du netzwerkst mit Menschen, nicht mit Funktionen!

Arbeite Deine eigene Persönlichkeit klar heraus: Wie unterscheidest Du Dich als Persönlichkeit von den anderen? Für was stehst Du? In welchem Bereich bist Du Expert*in? Schaffe Deinen eigenen „Personal Brand“. Sei das gelbe Entlein unter den vielen weißen.

Suche einen guten Aufhänger für die Erst-Ansprache: Solch ein Door Opener können z.B. Gemeinsamkeiten in Punkto Studium, Universität, Interessen, Branche, besuchte Veranstaltungen etc. sein. Bitte nicht: „…lange nichts voneinander gehört. Ich suche übrigens einen Job. Du hast doch so ein großes Netzwerk. Kannst Du mich nicht empfehlen?“. Auch eine Vernetzung ohne begleitende Nachricht ist nicht empfehlenswert.

Werde sichtbar: Zeige Präsenz auf den genutzten Plattformen und erhöhe somit Deine Sichtbarkeit, z.B. indem Du in Gruppen Beiträge anderer Nutzer*innen kommentierst oder auf sonstige Weise interagierst oder auch einmal selbst Beiträge publizierst.

Setz Dir konkrete Ziele: Networking braucht konkrete Ziele. Schreibe nicht wahllos Leute an, sondern stelle Dir Deine eigenen Regeln auf, auch wieviel Zeit Du für Dein Netzwerken (z.B. wöchentlich) einplanen möchtest. Empfehlenswert ist hier die SMART-Formel.

Bereite Dich vor: Vorbereitung ist das A und O. Was für Wissen brauchst Du, um mit Menschen, die für Dich oder Dein Thema relevant sind, in Kontakt zu kommen? Was möchtest Du wissen und erfahren?

Blicke über den Tellerrand hinaus: Netzwerke auch in anderen, fachfremden Gebieten, also nicht nur in Deinem eigentlichen Interessensbereich und komme somit aus Deiner „eigenen Blase“ heraus.

 

Netzwerken ist eine bewusste Entscheidung. Es ist eine Investition in die Zukunft.

Du solltest Spaß und Freude daran haben. Wenn Du keine Lust hast oder schlecht drauf bist, vertage es lieber auf einen anderen Zeitpunkt.

Also: Sei echt! Sei authentisch. Sei Dir Deiner selbst bewusst. Und leg los!

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Netzwerken! :)

Artikel von:
Martina Brossmann
Geschäftsführerin kuwi netzwerk international e.V.