Unterschiedliche Kommunikationssprache zwischen Frau und Mann – auch im Vorstellungsgespräch

Kommunikation ist das Bindeglied zwischen der Verständigung zweier Personen. Zugleich ist sie das Bindeglied der Verständigung zwischen Person und Organisation. Im Unternehmen, wird jedoch nicht selten das Geschlecht der Kommunikationspartner*innen außer Acht gelassen. Zweifellos ist das Geschlecht das erste und bedeutsamste Merkmal, das wir an einer Person erkennen, wenn diese den Raum betritt. Damit gilt, dass das Vorstellungsgespräch auch aufgrund des Geschlechts der Kommunizierenden beeinflussbar ist. Aber warum das so ist und wie man dieses Wissen im Bewerbungsprozess einbauen kann, wird im Folgenden näher beleuchtet.

Biosoziale Theorie

Die biosoziale Theorie beschreibt, dass biologische sowie soziale Bestimmungsfaktoren die Basis für Geschlechtsunterschiede bilden. Dabei spielen die physischen Faktoren von Männern sowie die sozialen und ökonomischen Strukturen einer Kultur eine wesentliche Rolle bei der Arbeitsteilung – auch im Unternehmen. Beispielsweise wird der Mann als körperlich stärker empfunden und gilt somit als Versorger und Ernährer der Familie. Während die Frau aufgrund ihres weiblichen Fortpflanzungsaufwands als Verwalterin des Haushalts gesehen wird. Diese Assoziationen der Geschlechtsrollen werden insbesondere durch kulturelle Strukturen vom Kindesalter verinnerlicht.

Geschlechtsstereotype

Einen anderen Gesichtspunkt stellt die Bildung von Geschlechtsstereotypen dar. Um aus der Flut an Informationen aus dem alltäglichen Geschehen nicht überbelastet zu werden und Ressourcen zu sparen, klassifizieren Menschen Informationen in sogenannten „gedanklichen Schubladen“. Mit diesem Verfahren kategorisieren wir Menschen zu sozialen Gruppen. Wenn ein Mann den Raum betritt, schlussfolgern wir, dass Fußball ein ziemlich gutes Gesprächsthema ist. Damit stellen Geschlechtsstereotypen fest, wie Frau und Mann sind oder sein sollten. Wie Sie sehen, ist die Wirkung der Geschlechtsstereotypen weitreichend. Insbesondere im Unternehmen ist dies ein Grund, weshalb Frauen der Aufstieg in Topmanagementpositionen oft schwer gemacht wird.

Unterschiedliches Kommunikationsverhalten

Frauen zeichnen verstärkt kommunale Eigenschaften und Verhaltensstrukturen aus. Beispiele hierfür sind: Vertrauenswürdigkeit, Freundlichkeit, Fürsorglichkeit und Hilfsbereitschaft. Kommunale Werte sind ein Ausdruck für das Streben nach engen Beziehungen zu Mitmenschen sowie Teil einer Gemeinschaft zu sein, auch wenn das heißt, seine eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken. Männer hingegen weisen vermehrt auf agentische Eigenschaften und Verhaltensstrukturen hin. Diese sind zum Beispiel: Durchsetzungsvermögen, Selbstbewusstsein und Zielstrebigkeit. Agentische Werte zeichnen einen Menschen nach seinem Streben nach Unabhängigkeit, Ansehen und Kontrolle aus. Dabei wollen Sie ihren Einfluss vergrößern, weshalb sie ihr Territorium kraftvoll positionieren.

Des Weiteren nutzen Frauen als Kommunikationstools vermehrt Text Messaging, soziale Medien sowie Videocalls, während Männer gerne Twitter zur Kommunikation einsetzen. Betreffend der Kommunikationsinhalte tauchen auch hier wesentliche Unterschiede auf. Die Aufrechterhaltung von Autonomie und Status sowie die Informationsgewinnung stehen bei Männern an erster Stelle. Dabei spielen Gefühle in der Kommunikation keine Rolle. Anders sieht es bei Frauen aus. Im Besonderen nutzen Sie eine unterstützende Kommunikation, um die Gefühle des Gegenübers nicht zu verletzten. Die genannten Aspekte verdeutlichen, wie das Geschlecht durch Kommunikation sein Erscheinungsbild positiv als auch negativ beeinflussen kann. Folgendermaßen gilt derselbe Grundsatz auch im Vorstellungsgespräch.

Kommunikation im Unternehmen

Für eine Topmanagement-Stelle assoziieren Personaler*innen die soziale Kategorie „Führungskräfte“ mit vorwiegend agentischen Eigenschaften und männlichne Rollenvorstellungen. Frauen können dieses Wissen nutzen, indem sie im Vorstellungsgespräch agentische Attribute gekonnt in Fokus setzen. Beispielsweise ist ein selbstbewusstes Auftreten hier unabdingbar. Dies gilt auch für das Geschlecht Mann, wenn dieser sich für eine Stellenausschreibung im Bereich Soziales bewirbt.

Hier sollte im Vorstellungsgespräch vermehrt auf kommunale Eigenschaften gesetzt werden. Wenn man zugleich die andere Kommunikationspartei, „das Unternehmen“, analysiert, stellt man fest, dass dieses ebenso das Konzept der unterschiedlichen Kommunikationssprache in Stellenanzeigen nutzt. Exemplarisch enthalten Stellenanzeigen für Berufe wie „Informatiker“, „Mechaniker“ oder „Ingenieure“ häufig agentische Attribute und setzen damit maskuline Signale. Das führt dazu, dass Frauen die Stelle als unpassend empfinden und sich nicht bewerben. Unternehmen sollten daher eine geschlechtergerechte Kommunikation sowohl nach innen (im Unternehmen) als auch nach außen (außerhalb des Unternehmens) nutzen, insbesondere bei Vorstellungsgesprächen und Stellenanzeigen.

Zusammenfassend wird eine gleiche Kommunikationssprache zwischen Geschlechtern unterschiedlich wahrgenommen, interpretiert und bewertet. Nutzen Sie dieses Wissen bei Ihrem nächsten Vorstellungsgespräch. Falls Sie Hilfe zur Vorbereitung für Ihr Vorstellungsgespräch und ein erfolgreiches Selbstmarketing benötigen, dann kontaktieren Sie uns gerne über unser Kontaktformular oder per E-Mail (info@karrierecoach-muenchen.de).