Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler in der Personalauswahl und wie Sie diese zu Ihrem Vorteil nutzen können

Nicht selten wird im Alltag die Redensart „der erste Eindruck zählt“ verwendet. Doch damit ist es nicht getan. Die Wahrnehmung eines Menschen ist komplex und die Verarbeitung von Informationen geschieht unbewusst. Im folgenden Blogbeitrag möchten wir Ihnen drei Beurteilungs- und Wahrnehmungsfehler zur Bewertung von Personen zeigen, denen auch Personaler oder Recruiter häufig unterliegen. Zudem zeigen wir Ihnen, wie Sie diese Effekte für sich nutzen können.

 

Primacy-Effect (Primär-Effekt)

Es ist bereits allseits bekannt, dass die erste Bewertung einer Person bereits nach wenigen Sekunden geschieht. Die darauffolgenden Informationen werden so interpretiert, dass sie mit dem bisherigen Bild übereinstimmen. In der Personalauswahl kann sich der erste Eindruck somit nachhaltig auf das folgende Interview auswirken. Wenn Sie auf den ersten Blick professionell und vertrauenswürdig wirken, wird die Personalfachkraft vielleicht über Ihre Nervosität hinwegsehen. Bei einem Jobinterview sollten Sie daher gleich zu Beginn darauf achten, einen anhaltenden, guten ersten Eindruck zu hinterlassen.

Halo-Effect (Heiligenschein-Effekt)

Bei diesem Wahrnehmungsfehler kann ein einziges positiv oder negativ wahrgenommenes Merkmal den gesamten Anschein einer Person beeinflussen. Der Einzelaspekt wird auf die ganze Persönlichkeit des Menschen verallgemeinert. Wenn im Supermarkt in der Schlange vor Ihnen eine nörgelnde Person steht, gehen Sie meist automatisch davon aus, der Mensch würde weitere schlechte Eigenschaften besitzen. Dass es sich um eine Momentaufnahme oder eine Ausnahmesituation handelt, wird nicht berücksichtigt. Ähnlich sollten Sie in einem Vorstellungsgespräch Ihre besten Eigenschaften in den Vordergrund stellen. Somit könnte die HR-Fachkraft vielleicht von den sichtbaren guten Merkmalen auf weitere vorteilhafte Eigenschaften schließen.

Recency-Effect (Rezenzeffekt)

Der Recency-Effekt steht dem Primacy-Effekt gegenüber. Dabei werden zum Schluss erhaltene Informationen stärker gewichtet. So kann ein anfänglich guter Eindruck eines Menschen doch noch negativ überstrahlt werden. Deswegen sollten Sie auch darauf achten, am Schluss einen interessanten letzten Eindruck zu hinterlassen. Dieses letzte Bild von Ihnen kann ausschlaggebend für die Entscheidung sein, ob Sie die Stelle erhalten oder nicht. Bei der Bewertung der einzelnen Auswahlgespräche fallen den Personalverantwortlichen zunächst die Information ein, die sie zuletzt abgespeichert haben. Daher ist es vorteilhaft, wenn die letzte abgerufene Erinnerung von Ihnen positiv ist.

 

Abschließend soll erwähnt werden, dass es sich bei den genannten Effekten nicht um Fehler handelt. Vielmehr werden diese Heuristiken unbewusst angewandt, um mit wenig Informationen innerhalb kurzer Zeit schnelle Schlussfolgerungen ziehen zu können. Oft sind diese Denkabkürzungen hilfreich und besitzen eine gewisse Güte in einigen Lebenssituationen. Bei komplexen Sachlagen besteht jedoch die Gefahr, voreilige oder verzerrte Schlüsse zu ziehen.

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Susanne Eigster

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