Jobsuche und Neuorientierung zu Zeiten von Corona

18.08.2020

Durch die Anfang 2020 ausgebrochene Corona Epidemie hat sich vieles verändert. Besonders hart trifft es jedoch die Wirtschaft. Da ist es kein Wunder, dass ein signifikanter Rückgang von Stellenausschreibungen zu verzeichnen ist. In Verbindung mit Entlassungen, Insolvenzen und Kurzarbeit wirkt sich die Situation immens auf unsere Gesellschaft aus. Die Bevölkerung ist sichtlich verunsichert. Insbesondere Berufsanfänger haben aktuell Schwierigkeiten, eine passende Stelle zu finden und zu bekommen. Gleichzeitig beeinflusst die momentane Situation aus diversen Gründen auch die Wechselwilligkeit im Berufsleben.

„Was Geduld hat, kann alles überstehen“François Rabelais

Was daher jetzt für jeden gilt, ist Geduld. Jobsuchende müssen sich darauf einstellen, dass sie nicht so schnell einen festen Arbeitsplatz erhalten werden und der Bewerbungsprozess im Allgemeinen etwas länger dauern kann. Es gibt aber immer noch triftige Gründe, die für einen Jobwechsel sprechen. Natürlich zählen dazu das Gehalt und die Sicherheit, insbesondere aber die Zufriedenheit und das Verhältnis zu Chef uns Kollegen/innen. Durch die gegenwärtigen Umstände rücken die Themen „Arbeitsatmosphäre“ und „Work-Life-Balance“ wieder mehr in den Mittelpunkt. Bei Krisensituationen kommt nämlich oft der wahre Charakter eines Unternehmens zum Vorschein, da die meisten darauf nicht vorbereitet sind und infolgedessen sich den Mitarbeitern gegenüber unpassend oder unangenehm verhalten. Dadurch verschlechtert sich auf kurze oder lange Sicht die Arbeitsatmosphäre. Das widerspricht jedoch dem Trend einer optimalen Work-Life-Balance. Laut dem „Meaning of Work Report Deutschland 2020“ verlagern sich die Bereiche, die man als besonders wichtig für die Arbeit empfindet, immer mehr.

An der Spitze steht nicht mehr nur noch ein gutes Gehalt (54%), sondern auch ein nettes Team (59%) und Flexibilität am Arbeitsplatz (42%). Wenn man also seine Arbeitsstelle nicht verloren hat, aber man aufgrund der oben genannten Punkte unzufrieden ist, sollte auf jeden Fall ein Jobwechsel in Erwägung gezogen werden. Dabei ist es nicht verboten, sich bereits während einer Anstellung auf dem Arbeitsmarkt umzuschauen und Bewerbungsunterlagen zu verschicken.

Die Angst vor der „Corona-Lebenslauf-Lücke“

Viele Arbeitssuchende, insbesondere die Berufsanfänger, fürchten sich vor der sogenannten „Corona-Lebenslauf-Lücke“. Natürlich ist es von Vorteil, während der Krisenzeit beschäftigt zu sein, um unter anderem sein Können während Krisensituationen unter Beweis zu stellen. Aber es ist nicht tragisch, wenn das nicht der Fall ist. Das wichtigste dabei ist, sich nicht davon demotivieren zu lassen! Eine Pause kann ausgezeichnet für strategisches Denken und (Online) Weiterbildungen genutzt werden. Sie haben nämlich oft gar nicht die Möglichkeit, sich so viel Zeit für Ihre Sprachen- und IT-Skills zu nehmen. Machen Sie sich ruhig Gedanken über Ihre weitere Zukunft. Dabei hilft es, sich eine Mindmap oder Skizzen zu Wünschen, Zielen und der momentanen Situation zu machen. Dadurch können Sie Lücken im Lebenslauf sinnvoll füllen.

Auch die Frage, eine andere Arbeit abseits der Wunschbranche in Erwägung zu ziehen, sollte beachtet werden – vor allem bei mehreren Jobabsagen. Überlegen Sie also, welche Bereiche Sie besonders interessieren bzw. begeistern und behalten Sie diese im Blick. Es macht Sinn, sich parallel über den aktuellen Arbeitsmarkt zu informieren; also darüber, welche Branchen besonders gefragt sind oder in Zukunft relevant bleiben bzw. werden. Durch die Corona-Krise wird zum Beispiel in den systemrelevanten Bereichen für Lebensmittel, Drogerien und Apotheken, allgemein im Gesundheitssektor, mehr Personal gesucht werden. Ein weiteres gutes Beispiel sind IT-Spezialisten. Diese werden durch die zunehmende Automatisierung und die K.I.-Forschung immer gefragter. Typische Berufsbilder sind beispielsweise Cloud-Ingenieure, Softwareentwickler und Datenbank-Experten.

Nicht zu unterschätzen ist das persönliche Netzwerk. Bei einer aktiven Jobsuche sollte dieses unbedingt gut gepflegt werden. Bei der modernen Variante geschieht dies über die sozialen Business-Netzwerke XING und LinkedIn. Dort können Sie Ihrem Kontakt zu seinem Jobwechsel zu gratulieren und sich kurz über den aktuellen Status erkundigen. Natürlich können Sie auch auf die klassischen Varianten zurückgreifen – nämlich den Telefonanruf und die E-Mail. Eventuell ist es sogar von Nutzen, ein kleines informelles Treffen zu arrangieren. Das gilt insbesondere, wenn die Kontaktperson einen Bezug zu Ihrer Wunschbranche besitzt. Auf keinen Fall sollten Sie sich bei Ihrem Netzwerk beklagen. Das lässt Sie nur in einem negativen Licht dastehen und schreckt eventuelle Interessenten ab.

Bewerben in Krisenzeiten

Die Fragen fangen schon beim Anschreiben an. Soll ein Bezug auf Corona genommen werden oder eher nicht? Sie können die Situation tatsächlich als einen Vorteil nutzen, solange ein Bezug zu Ihren Qualifikationen und der Position besteht. Wenn ein Bewerber beispielsweise ein Experte im Thema „Change-Management“ ist, kann dieser argumentieren, dass dieses Fachwissen äußerst nützlich in der aktuellen Corona-Lage ist. Sie können aber auch Ihre Soft Skills in Verbindung mit der Krisensituation gut für sich nutzen. Darunter zählen vor allem Punkte, wie das Verhalten in Stresssituationen, das Umgehen mit unerwarteten Problemen oder Ihre Bereitschaft zur vollen Unterstützung. Seien Sie ruhig etwas kreativ bei Bewerbungsanschreiben!

Die andere Neuerung ist das Führen von Online-Vorstellungsgesprächen. Diese Methode existiert zwar schon seit längerer Zeit, wird aber durch die momentane Lage wesentlich öfter genutzt. Dabei sollte das Ergebnis sein, dass der Personaler den/die Bewerber/in danach aufgrund des positiven Eindrucks persönlich kennenlernen möchte.

Hier eine kleine Checkliste, die Sie für ein virtuelles Vorstellungsgespräch beachten sollten:

  • Technische Ausrüstung (qualitativ hochwertige Kamera, Kopfhörer / Mikrofon / Headset)
  • Internetverbindung vorab checken (Lan-Kabel)
  • Sich über das verwendete Programm (Zoom, Skype, Microsoft Teams, Google Hangouts, etc.) informieren, damit zu Beginn keine Probleme entstehen
  • Ort: heller, aufgeräumter Raum (am besten eine Wand im Hintergrund)
  • Kleidung ist genauso wichtig wie im klassischen Interview!
  • Nicht auf den Bildschirm, sondern in die Kamera schauen
  • Gleiche Vorbereitung: Sich über die Gesprächspersonen, das Unternehmen und die zu besetzende Stelle informieren

Die Corona-Krise hat viele Probleme verursacht. Trotzdem sollte sich jeder in Erinnerung rufen, dass auf schlechte Zeiten auch wieder bessere folgen. Daher können wir Ihnen nur empfehlen, das Beste aus Ihrer Situation zu machen und nach vorne zu schauen!

Gerne unterstützen wir Sie bei Ihrer weiteren beruflichen Planung!

Artikel von: Marina Milovanovic (Karrierecoach München)