Ein Interview von Kuwi Netzwerk international e.V. mit Walter Feichtner
Viele Unternehmen stellen in der aktuellen Situation nur zögerlich neue Mitarbeiter*innen ein. Ist der Einstieg über eine Personalvermittlung in Krisen-Zeiten auch eine Chance und somit eine realistische Option, die man beim Berufseinstieg nicht außer Acht lassen sollte?
Personalvermittler/-dienstleister haben ja oftmals einen etwas widersprüchlichen Ruf. Zu Recht?
Headhunter haben zum Teil einen schlechten Ruf, da sie versuchen, Kandidat*innen, die sich schon in einem Arbeitsverhältnis befinden, abzuwerben und diese sogar bei der Beendigung des bestehenden Arbeitsverhältnisses unterstützen. Daher werden Headhunter, vor allem seitens der Arbeitgeber, als wirtschaftlich schädigend betrachtet.
Auch Zeitarbeitsfirmen besitzen oftmals einen eher schlechten Ruf. Aus meiner Sicht geschieht das aber zu Unrecht: Natürlich ist der Verdienst häufig deutlich niedriger, aber gerade zur Überbrückung oder für diejenigen, die schnell einen Job benötigen, sind sie eine gute Anlaufstelle.
Es ist immer eine Typ-Frage, ob der Weg zum neuen Job über einen Personalvermittler genutzt wird, aber deren gutes Netzwerk sollte nicht unterschätzt werden. Sie können ein Türöffner sein und haben einen guten Zugang zum sogenannten „verdeckten Stellenmarkt“.
Wer ein konkretes Jobangebot über diesen Weg bekommt, kann sich immer noch selbst entscheiden, ob er eine Zusage geben möchte, insbesondere dann, wenn es noch weitere gute Alternativen bzw. Jobangebote gibt.
Welche unterschiedlichen Modelle gibt es, wenn man sich über einen Personaldienstleister auf einen Job bewirbt? (Direktvermittlung, Arbeitnehmerüberlassung/Zeitarbeit, …) und was sind die Unterschiede?
(Privater) Arbeits-/Personalvermittler, die des Öfteren als Direktvermittler bezeichnet werden:
Dem/der Arbeitnehmer*in fallen (in der Regel) keine Kosten, also auch keine Vermittlungskosten an. Der Arbeits-/Personalvermittler rechnet nämlich seine Vergütung direkt mit dem Kunden (Unternehmen) oder im Bedarfsfall mit der Agentur für Arbeit bzw. dem JobCenter im Rahmen eines Vermittlungsgutscheins ab. Dabei handeln Personalvermittler im Auftrag eines Arbeitgebers und Arbeitsvermittler im Auftrag bzw. in Absprache mit dem/der Bewerber*in bzw. Arbeitssuchenden.
Dementsprechend hat man als Bewerber*in in Deutschland die Möglichkeit, zusätzlich zu den Bemühungen der Agentur für Arbeit oder des JobCenters, kostenfrei einen privaten Arbeitsvermittler anzuheuern. Dadurch besteht keine Vertragspflicht für den Bewerber, lediglich eine Datenschutzerklärung gemäß DSGVO.
Arbeitnehmerüberlassung/Zeitarbeit:
Wie der Name verrät, werden von Arbeitnehmerüberlassungen Arbeitskräfte an Unternehmen entliehen. Der Vertrag besteht damit zwischen dem Arbeitnehmer und der Arbeitnehmerüberlassung. Diese ist für die Vertragsgestaltung, Kündigung und den Urlaub sowie die Gehaltszahlungen an die Leiharbeiter und die Abrechnungen mit den Entleihern zuständig. Am Ende sollte im positiven Fall eine Festanstellung des/der Arbeitnehmers*in folgen, aber auch der befristete Einsatz ist eine Option.
Headhunter:
Dieser wird im Gegensatz zu den Personalvermittlern vom suchenden Unternehmen beauftragt und bezahlt. Außerdem wird der Headhunter eher als Personalberater angesehen, für den häufig ein Exklusivauftrag besteht und der das Unternehmen bei der Auswahl sowie Abwerbung von Fach- und Führungskräften (Top-Management), möglichst aus bestehenden Arbeitsverhältnissen, unterstützt. Es ist dabei üblich, dass der Headhunter Stellen besetzt, die nicht öffentlich zugänglich sind und das Kundenunternehmen zunächst nicht namentlich erwähnt wird. Der Headhunter wird die Kandidaten und Kandidatinnen unterstützen und zielgerichtet beraten, da er ja ein großes Interesse an einer erfolgreichen Vermittlung hat. Für diese bekommt er vom Unternehmen eine Erfolgsprämie bzw. Provision
Aktuell agieren die Unternehmen aufgrund der Corona-Krise und den unsicheren Wirtschaftsprognosen nur relativ zögerlich was Neueinstellungen angeht. Ist das nun die Zeit der Personalvermittler?
Es ist vor allem für Zeitarbeitsfirmen eine Gelegenheit, ihr Angebot anzupreisen und besser darzulegen. Denn genau jetzt brauchen viele Arbeitssuchende möglichst schnell und für einen bestimmten (Überbrückungs-)Zeitraum eine neue Arbeitsstelle. Das gilt ebenso für studentische Kräfte, die sich im Frühjahr beispielsweise bei der Ernte und im Einzelhandel eingesetzt haben.
Natürlich dürfen Sie dabei nicht vergessen, dass die kurzfristige bzw. langfristige Übernahmechance auf die Situation der unterschiedlichen Bereiche ankommt. Während beispielsweise die Nachfrage in den Bereichen Logistik und Pflege stark gestiegen ist, ist dies in vielen Branchen, z.B. im Tourismus, im Event-Bereich, in der Gastronomie und im Handel aktuell nicht der Fall.
Sollte man als Berufseinsteiger generell und speziell gerade jetzt in diesen unsicheren Zeiten, einen Einstieg über eine Zeitarbeitsfirma als reelle Option auf dem Zettel haben und Zeitarbeit als Chance sehen, verschiedene Erfahrungen in unterschiedlichen Unternehmen zu sammeln?
Es ist sowohl für Berufseinsteiger als auch für Fach- und Führungskräfte auch in diesen Zeiten eine gute Option, zu einer Zeitarbeitsfirma zu gehen und sich zu deren Angebot bzw. Vakanzen zu informieren. Die finale Entscheidung der Zusage wird immer erst später getroffen.
Zunächst einmal besteht dadurch eine sichere und regelmäßige Bezahlung. Schließlich ist der Zeitarbeitnehmer bei dem Personaldienstleister angestellt und die Gehälter werden auf Basis von Tarifverträgen gezahlt. Die Höhe des Gehalts richtet sich dabei immer nach der Eignung, also insbesondere den Qualifikationen und der Berufserfahrung des jeweiligen Mitarbeiters, sowie dem Budget des Unternehmens. Das Verhandlungsgeschick der Kandidaten/innen spielt auch eine wichtige Rolle.
Auch für Fachkräfte kann Zeitarbeit den (Wieder-)Einstieg erleichtern. Es ist möglich, dass sich Berufseinsteiger etwas länger bei der Suche nach einer passenden Stelle gedulden müssen, da sie nicht die geforderte Berufserfahrung mit sich bringen. Das ist jedoch nicht nur bei Zeitarbeitsfirmen so. Der wahre Vorteil für Berufseinsteiger besteht darin, dass sie genau diese Erfahrungen sammeln können, sich Einblicke in verschiedenste Bereiche sowie interessante Unternehmen verschaffen können und wichtige Kontakte knüpfen können. Dadurch kann auch der eigene Marktwert deutlich verbessert werden.
Gibt es spezielle Personaldienstleister, die Du aus Deiner Erfahrung empfehlen kannst oder die zum Beispiel auf Akademiker*innen spezialisiert sind?
Es gibt bestimmte Kriterien, auf die man bei der Auswahl des Personaldienstleisters achten sollten. Der Personaldienstleister sollte eine unbefristete Erlaubnis zur gewerbemäßigen Arbeitnehmerüberlassung besitzen und erfolgreich im Markt positioniert sein. Zudem sollte er über ein zertifiziertes Qualitätsmanagement und ein zertifiziertes Arbeitsschutzmanagementsystem verfügen.
Zudem sollte der Personaldienstleister immer (auch in Krisenzeiten!) ausreichend finanzielle Mittel durch ein hohes Eigenkapital und die Zusammenarbeit mit Hausbanken vorweisen können.
Ein weiterer guter Tipp ist es, sich mit Menschen zu unterhalten, die sich mit den jeweiligen Personaldienstleistern bereits beschäftigt haben bzw. eigene Erfahrungen sammeln konnten.
Allein in der Region München gibt es über 600 Personalvermittler, natürlich bessere und schlechtere. Einige sind auch auf Hochschulabsolventen/innen und Young Professionals spezialisiert.
Bekannte und gute Personalvermittler aus unserer Erfahrung sind z.B.:
Academic Work, Michael Page, Robert Half, Hays, Manpower, Adecco, Randstad, Accu, New Position, Ocapi Group, Brunner’s Zeitarbeit, …
Karrierecoach München hat in den letzten Jahren ein gutes Netzwerk an Kooperationspartnern bzw. Personalvermittlern in der Region München aufgebaut. Meldet Euch gerne bei uns, wenn wir Euch bei Eurer weiteren beruflichen Planung und Jobsuche unterstützen können. Gerne stellen wir auch den Kontakt mit unseren Kooperationspartnern her.
Headhunter:
Dieser wird im Gegensatz zu den Personalvermittlern vom suchenden Unternehmen beauftragt und bezahlt. Außerdem wird der Headhunter eher als Personalberater angesehen, für den häufig ein Exklusivauftrag besteht und der das Unternehmen bei der Auswahl sowie Abwerbung von Fach- und Führungskräften (Top-Management), möglichst aus bestehenden Arbeitsverhältnissen, unterstützt. Es ist dabei üblich, dass der Headhunter Stellen besetzt, die nicht öffentlich zugänglich sind und das Kundenunternehmen zunächst nicht namentlich erwähnt wird. Der Headhunter wird die Kandidaten und Kandidatinnen unterstützen und zielgerichtet beraten, da er ja ein großes Interesse an einer erfolgreichen Vermittlung hat. Für diese bekommt er vom Unternehmen eine Erfolgsprämie bzw. Provision.
Aktuell agieren die Unternehmen aufgrund der Corona-Krise und den unsicheren Wirtschaftsprognosen nur relativ zögerlich was Neueinstellungen angeht. Ist das nun die Zeit der Personalvermittler?
Es ist vor allem für Zeitarbeitsfirmen eine Gelegenheit, ihr Angebot anzupreisen und besser darzulegen. Denn genau jetzt brauchen viele Arbeitssuchende möglichst schnell und für einen bestimmten (Überbrückungs-)Zeitraum eine neue Arbeitsstelle. Das gilt ebenso für studentische Kräfte, die sich im Frühjahr beispielsweise bei der Ernte und im Einzelhandel eingesetzt haben.
Natürlich darf man dabei nicht vergessen, dass die kurzfristige bzw. langfristige Übernahmechance auf die Situation der unterschiedlichen Bereiche ankommt. Während beispielsweise die Nachfrage in den Bereichen Logistik und Pflege stark gestiegen ist, ist dies in vielen Branchen, z.B. im Tourismus, im Event-Bereich, in der Gastronomie und im Handel aktuell nicht der Fall.
Sollte man als Berufseinsteiger*in generell und speziell gerade jetzt in diesen unsicheren Zeiten, einen Einstieg über eine Zeitarbeitsfirma als reelle Option auf dem Zettel haben und Zeitarbeit als Chance sehen, verschiedene Erfahrungen in unterschiedlichen Unternehmen zu sammeln?
Es ist sowohl für Berufseinsteiger*innen als auch für Fach- und Führungskräfte auch in diesen Zeiten eine gute Option, zu einer Zeitarbeitsfirma zu gehen und sich zu deren Angebot bzw. Vakanzen zu informieren. Die finale Entscheidung der Zusage wird immer erst später getroffen.
Zunächst einmal besteht dadurch eine sichere und regelmäßige Bezahlung. Schließlich ist der Zeitarbeitnehmer bei dem Personaldienstleister angestellt und die Gehälter werden auf Basis von Tarifverträgen gezahlt. Die Höhe des Gehalts richtet sich dabei immer nach der Eignung, also insbesondere den Qualifikationen und der Berufserfahrung des/der jeweiligen Mitarbeiters*in, sowie dem Budget des Unternehmens. Das Verhandlungsgeschick der Kandidat*innen spielt auch eine wichtige Rolle.
Auch für Fachkräfte kann Zeitarbeit den (Wieder-)Einstieg erleichtern. Es ist möglich, dass sich Berufseinsteiger*innen etwas länger bei der Suche nach einer passenden Stelle gedulden müssen, da sie nicht die geforderte Berufserfahrung mit sich bringen. Das ist jedoch nicht nur bei Zeitarbeitsfirmen so. Der wahre Vorteil für Berufseinsteiger*innen besteht darin, dass sie genau diese Erfahrungen sammeln können, sich Einblicke in verschiedenste Bereiche sowie interessante Unternehmen verschaffen können und wichtige Kontakte knüpfen können. Dadurch kann auch der eigene Marktwert deutlich verbessert werden.
Gibt es spezielle Personaldienstleister, die Du aus Deiner Erfahrung empfehlen kannst oder die zum Beispiel auf Akademiker*innen spezialisiert sind?
Es gibt bestimmte Kriterien, auf die man bei der Auswahl des Personaldienstleisters achten sollten. Der Personaldienstleister sollte eine unbefristete Erlaubnis zur gewerbemäßigen Arbeitnehmerüberlassung besitzen und erfolgreich im Markt positioniert sein. Zudem sollte er über ein zertifiziertes Qualitätsmanagement und ein zertifiziertes Arbeitsschutzmanagementsystem verfügen.
Zudem sollte der Personaldienstleister immer (auch in Krisenzeiten!) ausreichend finanzielle Mittel durch ein hohes Eigenkapital und die Zusammenarbeit mit Hausbanken vorweisen können.
Ein weiterer guter Tipp ist es, sich mit Menschen zu unterhalten, die sich mit den jeweiligen Personaldienstleistern bereits beschäftigt haben bzw. eigene Erfahrungen sammeln konnten.
Allein in der Region München gibt es über 600 Personalvermittler, natürlich bessere und schlechtere. Einige sind auch auf Hochschulabsolventen/innen und Young Professionals spezialisiert.
Bekannte und gute Personalvermittler aus unserer Erfahrung sind z.B.:
Academic Work, Michael Page, Robert Half, Hays, Manpower, Adecco, Randstad, Accu, New Position, Ocapi Group, Brunner’s Zeitarbeit, …
Karrierecoach München hat in den letzten Jahren ein gutes Netzwerk an Kooperationspartnern bzw. Personalvermittlern in der Region München aufgebaut. Meldet Euch gerne bei uns, wenn wir Euch bei Eurer weiteren beruflichen Planung und Jobsuche unterstützen können. Gerne stellen wir auch den Kontakt mit unseren Kooperationspartnern her.