People Pleaser im Job – Sagen Sie „Ja“ zum „Nein“-Sagen

 

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Ein bisschen People Pleaser steckt in jedem von uns, da ein Miteinander oft immer aus Kompromissen und der Anerkennung der Grenzen anderer besteht. Unter „People Pleasing“ versteht man insbesondere die Eigenschaft, anderen Menschen gefallen zu wollen. Das hat zur Folge, dass viele Personen, bei denen diese Eigenschaft stark ausgeprägt ist, Schwierigkeiten haben „Nein“ zu sagen oder ihre Grenzen aufzuzeigen. Sie sind stehts bemüht, Konflikte zu vermeiden. Solche Verhaltensweisen können viele Hintergründe haben, die jedoch alle von dem starken Bedürfnis nach Anerkennung herrühren. Sie versuchen, diese dadurch zu erreichen, indem sie die eigenen Grenzen oder Bedürfnisse übergehen, was oft schon an Selbstaufopferung grenzt. Das beeinflusst natürlich auch die Arbeitsweise der jeweiligen Personen, was dem Unternehmen zum einen zum Vorteil gereichen kann, jedoch auch einige Nachteile mit sich bringt.

Anzeichen, dass Sie eventuell ein People Pleaser sind

  • Es fällt Ihnen schwer, „Nein“ zu sagen.
  • Sie haben ein schlechtes Gewissen, wenn Sie anderen ihre Grenzen aufzeigen sollten, aus Angst diese zu verärgern oder ihnen auf die Füße zu treten.
  • Sie fühlen sich oft ausgebrannt oder überlastet, da Sie dazu neigen, zu viele Aufgaben zu übernehmen.
  • Sie übergehen zu sehr Ihre eigenen Bedürfnisse, um lieber die der anderen zu erfüllen.
  • Sie meiden Konflikte und stimmen somit Leuten zu, obwohl Sie anderer Meinung sind.
  • Sie nehmen sich Kritik und Feedback sehr zu Herzen.
  • Sie sorgen sich ständig um das Bild, was andere von Ihnen haben.
  • Sie haben schon öfter Sachen gemacht oder über sich ergehen lassen, aus Angst ansonsten andere zu enttäuschen
  • Sie suchen häufig nach Bestätigung und brauchen positives Feedback bezüglich Ihrer Arbeitleistungen.

Kommen Ihnen diese Verhaltensweisen bekannt vor? Dann ist dieser Artikel genau richtig für Sie!

 

Die Vorteile von People Pleasing

Verhaltensweisen dieser Eigenschaft bringen natürlich auch viele Vorteile mit sich. Vor allem im Job sind Sie eine wertvolle Arbeitskraft für das jeweilige Team oder Unternehmen, da Sie das Arbeitsklima mit Ihrer hilfsbereiten und empathischen Art bereichern.

Teamfähigkeit: Sie fördern die Teamarbeit durch Ihre Bemühungen, ein möglichst harmonisches Arbeitsklima zu schaffen, indem Sie Kolleg*innen unterstützen und jedem ein großes Maß an Wertschätzung entgegenbringen, was Sie beliebt bei Teammitgliedern, aber auch Vorgesetzten macht.

Konfliktvermeidung: Oberflächlich betrachtet können Sie gut Konflikte lösen, da Sie immer darum bemüht sind, Kompromisse zu finden, um Konflikte so gut wie möglich zu vermeiden.

Hohe Kundenorientierung: Sie neigen dazu, wie auch bei Ihren Arbeitskollegen, stark auf die Zufriedenheit und die Bedürfnisse der Kund*innen zu achten, was Sie vor allem im Dienstleistungssektor zu einer wertvollen Arbeitskraft macht.

Einsatzbereitschaft und Anpassungsfähigkeit: Sie sind bereit, sich an viele verschiedene Anforderungen und Arbeitsstile anzupassen, was Sie flexibel einsetzbar macht. Zudem sind Sie sehr engagiert und bereit, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen, um den Erwartungen anderer gerecht zu werden.

Empathie: Durch die Sensibilität gegenüber den Bedürfnissen anderer können Sie sich gut in Ihre Mitmenschen hineinversetzen und können durch Ihre emotionale Intelligenz somit die Dynamik im Team steuern.

Die Nachteile von People Pleasing:

Neben vielen Vorteilen für das Unternehmen und Ihre Mitarbeiter*innen, birgt ein solches Verhalten jedoch viele ernstzunehmende Nachteile für die jeweilige betroffene Person. Folgende Nachteile können dazu führen, dass Sie, im schlimmsten Fall, sowohl mit körperlichen als auch psychischen Problemen wie Depression und Burn-Out zu kämpfen haben.

Stress/Überlastung: Obwohl Sie bei der Übernahme von immer mehr Aufgaben gute Absichten haben, kann es schnell zu Stress und Überlastung führen, da Sie mit dem selbst aufgetragenen Workload nicht mehr fertig werden und trotzdem weiterhin To Do’s annehmen, meist aus Scheu vor dem „Nein“-Sagen. Das kann im schlimmsten Fall sogar ein Burn-Out zur Folge haben.

Fehlender Respekt: Durch die Konfliktscheue und den Mangel an Durchsetzungsvermögen wird Ihnen öfter nicht mit dem nötigen Respekt begegnet und Sie fühlen sich oft nicht ernst genommen oder übergangen.

Geringes Selbstwertgefühl: Durch den Mangel an Respekt, der Ihnen von Ihren Mitmenschen entgegengebracht wird, sinkt Ihr Selbstwertgefühl und damit auch die Zufriedenheit mit der eigenen Person.

Toxische Beziehungen: Durch Ihr gesenktes Selbstwertgefühl sind Sie auch anfälliger, in toxische Beziehungen zu geraten. Sowohl im Arbeitsleben als auch privat kann es passieren, dass Menschen Sie wegen Ihrem großen Wunsch nach Anpassung ausnutzen.

Fehlende Authentizität: Die Anpassungsfähigkeit, die Ihnen in vielen Situationen auch zum Vorteil gereicht, kann bei einigen jedoch auch negativ aufgefasst werden. Einige Mitmenschen erachten Sie somit als „falsch“ oder unauthentisch, was auch oft Misstrauen und Missfallen wecken kann.

Die Hintergründe von People Pleasing

Um diese Gewohnheiten zu überwinden, müssen Sie verstehen, woher diese Neigungen kommen.

Im Grunde ist People Pleasing eine Form von Kontrolle für die jeweiligen Betroffenen. Durch unbewusste Form der Manipulation versuchen Sie die Wahrnehmung der anderen über Sie selbst zu kontrollieren.

Gerade heute, in einer extremen Leistungsgesellschaft werden Sie früh mit Normen konfrontiert, wie zum Beispiel „Harmonie um jeden Preis aufrechtzuerhalten“ oder „Hauptsächlich durch Leistung ein achtbares Mitglied der Gesellschaft zu werden“. Diese suggerieren das Gefühl von Wertlosigkeit, wenn Sie nicht ein gewisses Maß an Leistung erbringen, was sich aus der Anerkennung dieser durch andere definieren lässt.

Auch gewisse Persönlichkeitsmerkmale machen Sie anfälliger für den Wunsch nach Angepasstheit. Hohe Werte in den Dimensionen Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit gehen mit einem Hang zum People Pleasing einher.

Bei den meisten Menschen rührt diese Eigenschaft jedoch aus der Kindheit und den frühen Erfahrungen mit dem Erziehungsstil und Verhalten der Eltern. Wenn Kinder früh das Gefühl bekommen, dass sie für die Bedürfnisse ihrer Eltern verantwortlich zu sein scheinen oder suggeriert bekommen, nur Liebe an ihrer Leistung gemessen zu erfahren, lernen sie, dass ihr Selbstwertgefühl von der Zufriedenheit anderer abhängt. Daraus ergibt sich leider in den meisten Fällen ein geringer Selbstwert, den viele durch die Wertschätzung und positives Feedback anderer zu kompensieren versuchen.

Was kann man dagegen tun?

In erster Linie ist es relevant, seine dysfunktionalen Gedanken zu seinem eigenen Selbstwert und dem eigenen Recht auf Grenzen zu erkennen und sich durch Selbstreflexion derer bewusst zu werden. Nutzen Sie dafür als Unterstützung ein Notizbuch, in dem Sie Situationen festhalten, in denen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse für die der anderen zurückgestellt haben. Hinterfragen Sie Ihre negativen Gedanken und überlegen Sie, woher sie kommen. Mit der Zeit erkennen Sie solche Situationen immer schneller und verstehen auch die Hintergründe Ihres Verhaltens.

Fangen Sie, an Grenzen zu setzen und „Nein“ zu sagen. Starten Sie mit kleineren, weniger riskanten Situationen und steigern Sie sich langsam. Übung macht den Meister. Dabei werden Sie auch verstehen, dass es normal ist, nicht immer allen gefallen zu können. Diese Akzeptanz gibt Ihnen ein befreiendes Gefühl.

Delegieren Sie Aufgaben in der Arbeit, wenn Sie merken, Ihr Pensum ist ausgelastet. Es ist okay, sich auch mal einzugestehen, dass Sie nicht alles schaffen können. Das ist menschlich.

Betreiben Sie Selbstfürsorge, indem Sie Ihren eigenen Bedürfnissen und Gefühlen Aufmerksamkeit schenken und sich Zeit für Dinge nehmen, die Ihnen guttun. Dies wirkt nicht nur Ihrem Stress entgegen, sondern stärkt auch Ihr Selbstbewusstsein.

Es ist wichtig, sich eine gesunde Konfliktfähigkeit anzueignen, um seine Standpunkte zu vertreten.

Am wichtigsten: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Haben Sie Geduld mit sich.

Damit ihnen das „Nein“-Sagen und Delegieren etwas leichter fällt, hier einige Beispielformulierungen, an die sie sich gerade am Anfang orientieren können:

„Danke, dass du mich gefragt hast, aber ich kann das im Moment nicht übernehmen.“

„Ich schaffe das heute nicht, aber vielleicht kann ich dir später helfen.“ / „ich schaffe das heute nicht, aber ich kenne jemanden, der dir helfen kann.“

„Ich habe gerade sehr viele Verpflichtungen und kann das momentan nicht zusätzlich übernehmen.“

„Ich verstehe, dass das wichtig ist, aber ich kann das in meiner aktuellen Arbeitsbelastung nicht unterbringen.“

„Ich würde gerne dabei sein, aber ich habe bereits andere Verpflichtungen an diesem Tag.“

„Vielen Dank für die Einladung! Leider passt es bei mir zeitlich nicht, aber ich wünsche euch viel Spaß.“

„Leider kann ich diesmal nicht dabei sein. Vielleicht klappt es das nächste Mal.“

„Ich hätte wirklich gerne teilgenommen, aber es ist Unvorhergesehenes ist dazwischengekommen und ich muss leider absagen.“

„Ich kann leider nicht dabei sein, aber vielleicht könnten wir uns an einem anderen Tag treffen?“

„Ich habe bereits gesagt, dass ich leider nicht teilnehmen kann. Ich hoffe, du verstehst das.“

Natürlich muss jeder die richtige Balance zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen der anderen finden. Auch eine Sicht von außen oder das Arbeiten an diesem Thema im Rahmen eines Coachings können Ihnen wichtige Erkenntnisse und Hilfestellung bieten. Gerne steht Ihnen das Team von Karrierecoach München als kompetenter Partner zur Verfügung.

Franca Wunderlich