Zur Relevanz nachhaltigen Handelns

Verantwortung bezieht sich nicht ausschließlich auf die Erfüllung übertragener Aufgaben, sondern schließt immer auch die Seiteneffekte des eigenen Handelns mit ein. Hier setzt die Forderung nach „Corporate Social Responsibility“ (CSR) an. Über die gesetzlichen Anforderungen (Compliance) hinaus gilt es, auf freiwilliger Basis der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung gerecht zu werden. Neben sozialen Aspekten, gemäß einem breiteren Begriffsverständnis von CSR und Nachhaltigkeit, sind auch ökologische Aspekte zu berücksichtigen. In einem Unternehmen äußert sich nachhaltiges Handeln im gleichrangigen Zusammenspiel der drei Dimensionen Ökonomie, Soziales und Ökologie, wie das Nachhaltigkeitsdreieck verdeutlicht. Gefordert sind die Beachtung der Menschenrechte und Mitverantwortung für den Erhalt der Lebensgrundlagen kommender Generationen.

Doch zwischen Umweltbewusstsein und umweltbewusstem Handeln bestehen Diskrepanzen. Es zeigt sich die Tendenz, dass Verhaltensänderungen mit der direkten Betroffenheit einhergehen. So waren generelle Änderungen im Verbraucherverhalten in der Bevölkerungsumfrage des Umweltbundesamts 2012 nicht feststellbar. Dabei war eines der Ergebnisse die hohe Aufmerksamkeit im Vergleich zu anderen Politikfeldern: 35 Prozent der Befragten zählten den Umweltschutz zu den beiden zentralen Herausforderungen. Demgegenüber waren es 2014 nur noch 19 Prozent. Das öffentliche Interesse an Umweltschutzthemen geht zurück. Möglicherweise, weil umweltschonendes Verhalten in einigen Bereichen inzwischen Routine geworden ist. Hinzu kommt, dass aktuell weder Lebensmittelskandale noch der Super-GAU in Fukushima die Nachrichten dominieren. Gleichzeitig sind Natur und Umwelt für eine breite Bevölkerungsschicht wichtige Elemente des guten Lebens und Umweltschutz eine grundlegende Bedingung zur Meisterung elementarer Zukunftsaufgaben wie der Globalisierung. Grüner Konsum entwickelt sich von einem Nischen-Phänomen in den Mainstream.

Weil ein bedingungslos umweltorientiertes Verhalten in der Praxis weder im privaten Umfeld noch im Unternehmenskontext umsetzbar ist, zählt das genaue Hinsehen. Wer sich seine Entschlüsse als Reaktion auf verfügbare Entscheidungsparameter bewusst macht und Kostengründe wie Gewohnheiten beim Namen nennt, kann ehrlich zwischen den Handlungsalternativen entscheiden. Gerade Unternehmen sollten sich dieser gesellschaftlichen Aufgabe stellen. Nachhaltigkeitsberichterstattung und Selbstverpflichtungen sind Mittel, mit denen Unternehmen ihre Verantwortung über die gesetzlichen Regeln hinaus zum Ausdruck bringen. Obschon die Wirksamkeit dieser Instrumente in der Kritik steht, können sie einen flexiblen und kostengünstigen Weg zur schnellen Umsetzung der guten Vorsätze darstellen – insbesondere wenn ambitionierte Ziele gesetzt werden. Effizienter als ein Gesetzgebungsverfahren kann Selbstregulierung gerade bei der Lösung spezifischer Herausforderungen wirken.

Unternehmer, die Verantwortung in Sachen Nachhaltigkeit übernehmen, beziehen nicht ausschließlich die Wertentwicklung des Unternehmens in ihre Entscheidungen mit ein. Sie berücksichtigen gleichzeitig die Auswirkungen für Mitarbeiter, Gesellschaft und Umwelt. Die zunehmende Berücksichtigung dieser Zusatz-Dimensionen und der moralisch-ethischen Verantwortung dient der langfristigen Aufrechterhaltung unserer aller Lebensumwelt.

Weitere Informationen zu diesem Thema:

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